SYBEO – Systematische Verhaltensbeobachtung als Baustein der Leistungsbeurteilung in der medizinischen Reha: Praxis – Potentiale – Perspektiven

Förderung
Deutsche Rentenversicherung Westfalen

Projektteam
Bettina Hesse, Franziska Kessemeier, Simone Reck

Laufzeit
1. Juli 2022 bis 31. Dezember 2025

Hintergrund und Zielsetzung

Ziel des Projektes ist es, die systematische VB in der medizinischen Rehabilitation zu stärken.

Veröffentlichte Konzepte zur VB in der medizinischen Rehabilitation liegen außerhalb des Einsatzes von FCE-Systemen bislang nicht vor.

Dabei bietet das Setting der medizinischen Rehabilitation mit dem mehrwöchigen Aufenthalt, einem multiprofessionellen Team und verschiedenen Verhaltens- und Erlebensräumen einen idealen Rahmen für die systematische VB. Durch ihren gezielten Einsatz können wertvolle Informationen in den Bereichen Diagnostik, Erfolgskontrolle von Therapiemaßnahmen, Ressourcen (Krankheitsbewältigung / Problemlösefähigkeit / psychische Flexibilität), Konsistenzprüfung, Leistungsbeurteilung und Prognose gewonnen werden.

Im Projekt werden

  • eine Bestandsaufnahme der gelebten Praxis durchgeführt,
  • eine Potenzial- und Barrierenanalyse erstellt,
  • Beobachtungs-Modelle aus Anwendungsbereichen außerhalb der Rehabilitation auf ihre Übertragbarkeit in das Reha-Setting untersucht,
  • Rahmenbedingungen des Einsatzes der systematischen VB beschrieben,
  • exemplarische Beobachtungsmodule entwickelt.
    Erläuterung: Ein Beobachtungsmodul umfasst dabei einen spezifischen Beobachtungsauftrag, entweder in Form der Beobachtung einer speziellen Verhaltensweise / Fertigkeit / Reaktionsweise über verschiedene Situationen hinweg, oder in der Form der Beobachtung verschiedener Verhaltensweisen / Fertigkeiten / Reaktionsweisen in einer Situation. Jedes Modul beeinhaltet die Definition des zu beobachtenden Verhaltens, Kategorisierungsvorgaben, die Beschreibung des Beobachtungssettings, beteiligte Mitglieder des Reha-Teams, Art der Dokumentation insbesondere auch im Reha-Entlassungsbericht. So kann z.B. ein Modul zur Erfassung schmerzrelevanter Verhaltensweisen wie Fear-Avoidance-Verhalten, Durchhalten, Schonung in verschiedenen rehabilitativen Settings entwickelt werden oder ein Modul zur Erfassung der kognitiven Flexibilität bei einer neuen Aufgabe in der Ergotherapie entwickelt werden.
  • die entwickelten Beobachtungsmodule in der Praxis erprobt (formative und Nutzen-Evaluation).

 

Methoden

Es kommt ein Methodenmix aus quantitativen Methoden und qualitativen Methoden zum Einsatz.

Fragebögen werden für die Ist-Analyse und die Nutzenbewertung eingesetzt und mit deskriptiven Verfahren mit SPSS oder einer vergleichbaren Statistiksoftware ausgewertet.

Die Befragung zur Ist-Analyse wird in Form einer Online-Befragungen erfolgen. Bei der Auswahl des Befragungstools wird auf Datensicherheitstandard und einen deutschen Serverstandort geachtet. Diese Anforderungen erfüllt z.B. die Software SoSci (https://www.soscisurvey.de).

Fokusgruppen werden für die Diskussion von Potentialen, Barrieren, ethischen Aspekten sowie geeigneten Beobachtungssettings und -größen eingesetzt. Die Fokusgruppen­sitzungen werden als Ton aufgezeichnet.
Für die Fokusgruppen werden Moderationsleitfäden und Präsentationen für die zu bearbeiteten Themen / Entwicklungsschritte erstellt.  Die Auswertung erfolgt durch die Moderatoren. Basierend auf den Moderationsleitfäden, den Visualisierungen während der Fokusgruppen (Flipcharts), und dazu abgefragtem Konsens / Dissens erstellen die Moderatoren einer Zusammenfassung der zentralen Argumente. Die Ton-Aufzeichnungen dienen der Rückkontrolle und Illustration der durch die Moderatoren erarbeiteten Zusammenfassungen.  Die Zusammenfassung werden den Teilnehmer/innen für Ergänzungs- / Korrekturvorschläge zugesendet. (Ruddat, M. 2012)

Ergänzend können bei Bedarf auch Einzelinterviews geführt werden.

Für Interviews & Fokusgruppen ist ebenfalls überwiegend ein Online-Format vorgesehen. (z. B. mittels Webex oder Big Blue Button).

Der Einsatz von Onlineformaten trägt zum einen der unplanbaren Entwicklung der Corona-Pandemie Rechnung und reduziert zum anderen Teilnahmebarrieren, die durch den hohen Zeitaufwand von Anfahrten zu einem gemeinsamen Treffpunkt entstehen. Sie sind flexibler und spontaner einsetzbar. So sind auch zeitlich sehr kurze Fokusgruppen möglich, die in einem In-Vivo-Modell in keinem Verhältnis zum Anreiseaufwand ständen.