Evaluation der modifizierten und weiterentwickelten Psychosomatischen Rehabilitationsnach-sorge (PRN) der Deutschen Rentenversicherung Westfalen (PRN2)
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Westfalen
Projektteam
Jochen Heuer, Sarah Kedzia
Laufzeit
01.01.2011 - 30.03.2012
Hintergrund und Zielsetzung
Psychische Erkrankungen sind zunehmend von erheblicher sozialer und gesellschaftlicher Relevanz. Unter den Rehabilitationsleistungen weisen Maßnahmen aufgrund psychischer Störungen die höchste Steigerungsrate auf. Im Bereich der DRV Westfalen waren es zwischen 2002 und 2011 fast 50%. Einige – kostenintensive – Besonderheiten unterstreichen die Bedeutung der psychosomatischen Rehabilitation. Die Behandlungsdauer im stationären Bereich liegt im Regelfall bei 4-6 anstelle der bei anderen Diagnosegruppen üblichen 3 Wochen und darüber hinaus hat die Kontinuität der Therapie nach einem stationären Klinikaufenthalt, bspw. durch Nachsorgemaßnahmen oder ambulante Psychotherapie einen hohen Stellenwert. Patienten in der Psychosomatik haben darüber hinaus ein höheres Berentungsrisiko – bei einem niedrigeren Durchschnittsalter (bundesweit 48 Jahre) – sowie höhere Arbeitsunfähigkeitszeiten. Die DRV Westfalen hat daher mit der Psychosomatischen Rehabilitationsnachsorge (PRN) ein flächendeckendes Nachsorgekonzept entwickelt, um eine nachhaltige Versorgung zu erreichen. Für einen optimalen Erfolg benötigt die PRN eine optimale Performanz. Die PRN2-Studie hat daher mit den Strukturen und Prozessen sowie der inhaltlichen Zielsetzung die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Ablauf untersucht: Es galt herauszufinden, ob es an der Schnittstelle Reha-Klinik ↔ Nachsorgetherapeut Probleme bei der Initiierung der Nachsorge gibt, ob die Nachsorgeziele inhaltlich auf den Reha-Zielen aufbauen und zu welchem Ergebnis die PRN insgesamt führt.
Methoden
Um den gesamten Prozess der psychosomatischen Nachsorge mit allen zugrundeliegenden Strukturen und Prozessen zu erfassen, wurden Reha-Kliniker und Nachsorgetherapeuten schriftlich zu Kooperation und Koordination befragt. Darüber hinaus wurden Einzelfallanalysen zum Gelingen der Nachsorge durchgeführt. Dazu wurden Dokumente unterschiedlicher Art einbezogen: Fallbezogene Fragebögen (Versicherter; Nachsorgetherapeut), Entlassungs- und Übergaberichte (Reha-Kliniken), der Ergebnisbericht (Nachsorgetherapeut), sowie Routinedaten über den Erwerbsstatus (DRV Westfalen).
Ergebnisse
In den Struktur- und Prozessfragebögen wurden auf der Seite der Rehabilitationskliniken Informationsdefizite deutlich. Eine hohe Fluktuation des Personals, sowie eine scheinbar defizitäre Informationsweitergabe die PRN betreffend führen zu Unsicherheiten in der Verordnung und gelegentlich zu Fehlzuweisungen. Die Einleitung der Nachsorge verläuft in einigen Fällen nicht indikationskonform. Hier besteht Bedarf an Informationen und am Aufbau tragfähiger Strukturen und automatisierter Prozesse rund um die Schnittstelle. Unter den Nachsorgetherapeuten sind die Informationen zur PRN besser verankert, u.a. weil die personelle Fluktuation geringer ist. Der im Zuge der ersten PRN-Studie entwickelte Übergabebericht der Klinik wird von den Nachsorgetherapeuten als informativ bewertet, er gibt ausführlich Auskunft zu den zu erbringenden Leistungen. Zudem kommt er, häufig im Gegensatz zum Entlassungsbericht, immer pünktlich und unaufgefordert und ermöglicht den Nachsorgetherapeuten die unmittelbare Aufnahme ihrer Behandlung.
Zusammenfassung
Das Konzept der Psychosomatischen Reha-Nachsorge wird sehr gelobt: Kliniker, Nachsorgetherapeuten und Versicherte gleichermaßen schätzen das Nachsorgeangebot. Allerdings gibt es in den Kliniken dysfunktionale Informationsdefizite rund um die Verordnung: Mehr als die Hälfte der verordnungsberechtigten Mitarbeiter kennen die zur Verordnung notwendigen Formulare und Hintergrundinformationen nicht. Rund 20% der Versicherten berichten von teils erheblichen Problemen beim Übergang in die Nachsorge.
Umsetzungsempfehlung
Die DRV Westfalen hat bereits auf die Ergebnisse der Studie reagiert: In jeder Klinik wird ein PRN-Verantwortlicher benannt, der die indikationskonforme Einleitung der Nachsorgemaßnahme und die Informationsweitergabe organisiert. Dieser Personenkreis wurde zusammen mit den Chefärzten im November 2012 zu einem Workshop eingeladen, um das Procedere nochmals zu klären. Nach dem Workshop wurden die bereits bestehenden Formulare wo nötig angepasst. Unter anderem wurde der Übergabebericht so modifiziert, dass der erste Termin des Rehabilitanden beim Nachsorgetherapeuten zwingend dokumentiert werden muss und damit ein zeitnaher, reibungsloser Übergang zur PRN gewährleistet ist.