Evaluation der psychosomatischen Reha-Nachsorge (PRN) der Landesversicherungsanstalt Westfalen: Struktur- und Prozessoptimierung als unmittelbares Evaluationsergebnis (PRN1)

Förderung
Deutsche Rentenversicherung Westfalen

Projektteam
Jochen Heuer, Bettina Hesse, Erika Gebauer

Laufzeit
1. April. 2002 bis 31. März 2005

Hintergrund und Zielsetzung
Mit der PRN bietet die Landesversicherungsanstalt Westfalen im Bereich Psychosomatik - bundesweit einzigartig - ein flächendeckendes und wohnortnahes Nachsorgeprogram an. Der komplikationsfreie Einsatz geeigneter Strukturen und Prozesse unter Beteiligung von 17 Klini-ken und mehr als 60 Nachsorgetherapeuten sowie verschiedener vernetzter Institutionen ist für ein effizientes und effektives Funktionieren der PRN von entscheidender Bedeutung. Ziel des hier besprochenen Teilbereiches der Evaluationsstudie, der Struktur- und Prozessanalyse war es daher, an den Schnittstellen Klinik → PRN und PRN → Alltag/Beruf Schwachpunkte, die einen reibungslosen und effizienten Ablauf der Nachsorge als integriertem Glied der Rehakette behindern, aufzuzeigen und 0ptimierungsmöglichkeiten zu erarbeiten.

Methoden
Die Struktur- und Prozessanalyse wurde als Querschnittstudie angelegt, die Reha-Kliniken, PRN-Therapeuten und Rehabilitanden erfasste. Klinik- (N = 93) und Nachsorgetherapeuten (N = 47) erhielten spezielle Struktur- und Prozessfragebögen. Daneben wurden einige Items patientenbezogener Therapieverlaufsfragebögen aus den Reha-Kliniken (N = 178) und Nach-sorge (N = 158) integriert, sowie Fragen aus Patientenfragebögen (N = 246) zu den entspre-chenden Themenbereichen.

Ergebnisse
Die Analyse der Schnittstelle Klinik → PRN offenbarte lnformations- und Kommunikationsde-fizite zwischen Klinik- und Nachsorgetherapeuten. 59% der Kliniktherapeuten fühlten sich über die Nachsorgetherapeuten nicht ausreichend informiert, vice versa waren es 48%. Beide Gruppen bemängelten insbesondere die schlechte Erreichbarkeit der jeweiligen – häufig un-genannten - Ansprechpartner. Den Kliniktherapeuten fehlten Informationen über Qualifikation, Therapieausrichtung und die Therapieform (Gruppe oder Einzel) der Nachsorgetherapeuten, die ihnen zu über 70% unbekannt waren. Die PRN-Therapeuten wünschten sich Klarheit über die Therapieausrichtung, die Schwerpunkte und die therapeutischen Konzepte der Kliniken. Die Nachsorgetherapeuten bezeichneten einen häufig fehlenden oder zu spät kommenden Entlassungsbericht als besonders problematisch. Sie sahen sich dadurch in ihrer therapeuti-schen Arbeit und bei Vernetzungsleistungen an der Schnittstelle PRN → Alltag/Beruf stark behindert. Deshalb wurde die Verpflichtung zur zeitnahen Übergabe des Entlassungsberichtes noch einmal explizit im PRN - Konzept festgeschrieben und ein erweiterter Übergabebericht entwickelt, der wichtige Angaben zu den Therapiezielen und ggf. einzuleitenden Vernetzungs-leistungen enthält. Dieser erweiterte Übergabebericht steht dem Nachsorgetherapeuten als Bestandteil der PRN-Verordnung unmittelbar nach Entlassung des Versicherten aus der Klinik zur Verfügung.
Zusammenfassend beurteilten die Kliniktherapeuten das Konzept der PRN zu 88% als gut und sehr gut, die Nachsorgetherapeuten zu 91%. Die in der Nachsorge ermittelte Themen-präsenz entspricht in ihrem Ranking der Zielrichtung der PRN mit Fokus auf berufliche (Wie-der-) Eingliederung.

Zusammenfassung und Umsetzungsempfehlung
Die Untersuchung hat der PRN generell eine gute Ablaufperformance bescheinigt. Dort, wo Reibungsverluste insbesondere an den Schnittstellen Klinik → PRN und PRN → Alltag/Beruf erkannt worden sind, wurden in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Rehabilitation der LVA Westfalen Interventionen (Informationsbereitstellung im Internet, Erweiterter Übergabebericht, PRN-Workshop, Konzeptionsänderung etc.) entwickelt und umgesetzt. Wie die zweite Struk-tur- und Prozesserhebung belegt, konnten Probleme und Defizite auf diese Weise behoben oder deutlich verringert werden, z. B. in den Bereichen Information/Kommunikation zwischen Klinik- und Nachsorgetherapeuten, Klarheit der Nachsorgeziele der Patienten, später oder fehlender Entlassungsbericht.

Die Struktur- und Prozesserhebung hat gezeigt, dass im Falle der PRN wissenschaftliche Begleitforschung unmittelbar in operationalisierbare Strategien umgesetzt werden kann, die geeignet sind, eine schnelle 0ptimierung der Maßnahme herbeizuführen und somit einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherung und -steigerung zu leisten.