Optimierung der Verfügbarkeit und Verwendung von Arbeitsplatzbeschreibungen und Arbeitsplatzkenntnissen in der medizinischen Rehabilitation (OpAA)

Förderung
Deutsche Rentenversicherung Westfalen

Projektteam
Jochen Heuer

Laufzeit
1. Januar 2015 bis 30. Juni 2018

Hintergrund und Zielsetzung
Ziel der OpAA-Studie ist es, erstmals routinemäßig umfassende Informationen über die Ar-beitsplätze aller Patienten für Rehabilitationseinrichtungen bereitzustellen. Denn ein detaillier-tes Wissen um den Arbeitsplatz des Rehabilitanden ist eine grundlegende Voraussetzung für die erfolgreiche Reintegration ins Arbeitsleben nach medizinischer Rehabilitation. Nur wenn solche Kenntnisse vorhanden sind, können die therapeutischen Leistungen im Rehabilitati-onsprozess berufsorientiert ausgerichtet werden. Nur dann kann ein Reha-Entlassungsbericht erstellt werden, der präzise zum Arbeitsplatz Stellung nimmt und von Nutzerseite (Betriebsärz-te, Reha-Fachberater/ weiterbehandelnde Ärzte) direkt für die Wiedereingliederung verwend-bar ist. Diese beiden Aspekte sind unabdingbar für die kontinuierlich an Bedeutung gewinnen-de medizinisch-berufliche Orientierung in der Rehabilitation (MBOR). In der Regel sind aber die Arbeitsplatzkenntnisse in den Reha-Kliniken eher gering. Die Reintegrationschancen sind dementsprechend zum Nachteil von Rehabilitand und Kostenträger nicht optimal. Um diese Defizite zu beheben, wurden im Zuge der KoRB-Studien Instrumente entwickelt, die stan-dardmäßig die fehlenden Arbeitsplatzkenntnisse für Ärzte, Therapeuten und Sozialarbeiter in den Reha-Kliniken bereitstellen sollen. Im Einzelnen sind dies ein aus der Reha-Klinik zu ver-schickender Rehabilitandenfragebogen zum Arbeitsplatz, ein Formular zur routinemäßigen Erfassung des zuständigen Betriebsarztes (ein bislang ungelöstes Problem bei kleinen und mittleren Unternehmen [KMU]) sowie Informationsmaterial zur Rolle des Betriebsarztes, um eine bessere Compliance des Rehabilitanden für die Einbeziehung der Arbeitsmediziner in den Rehabilitationsprozess zu erzielen. Mit der OpAA-Studie sollen diese Instrumente über-prüft und implementiert werden. Erwartet werden verbesserte Chancen auf Wiedereingliede-rung und Erhalt des Arbeitsplatzes nach einer medizinischen Rehabilitationsmaßnahme.

Methoden
OpAA ist eine zweiphasige qualitative Studie, die in Phase 1 die Praktikabilität und Eignung der einzusetzenden Instrumente empirisch überprüft und einen Objektivitätscheck der Patien-tenangaben im Fragebogen zum Arbeitsplatz in Form des paarweisen Ausfüllens (Rehabili-tand und Betriebsarzt als Rater zu jeweils demselben Arbeitsplatz) und Berechnung der Paar-differenzen (Interrater-Reliabilität) vorsieht. Im Mittelpunkt der Phase 2 stehen die Implemen-tierung des geprüften Instrumentariums in den klinischen Alltag, um für alle potenziellen Nut-zer umfassende Arbeitsplatzkenntnisse zur Verfügung zu stellen und die Überprüfung der tatsächlichen Verwendung dieses Arbeitsplatzwissens. Den methodischen Rahmen setzt eine formative Evaluation, die darauf abzielt, identifizierte Schwächen zu revidieren und mit Fort-schreiten der Projektarbeit ein modifiziertes Vorgehen umzusetzen.

Ergebnisse
Der in den KoRB-Studien vorentwickelte Patientenfragebogen zum Arbeitsplatz wurde im OpAA-Projekt finalisiert und in 15 Betrieben auf die Objektivität der Patientenangaben und damit seine Validität anhand der Übereinstimmung von Patienten- (Mitarbeiter-) und Betriebs-arzturteil zu demselben Arbeitsplatz geprüft. Die Übereinstimmung von Mitarbeiter- und Be-triebsarzturteil war in der Regel hoch bis sehr hoch, der Fragebogen als schnell und einfach auszufüllen beurteilt. Er ist daher in den Betrieben zuverlässig einsetzbar.

Die Umsetzungsphase in den Kliniken lief aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen mit entsprechend differenzierter Vorgehensweise.
In Klinik A (Orthopädie) wird eine elektronische Patientenakte (EPA) mit verschiedenen re-dundanten Informationsquellen eingesetzt. Das IfR entwickelte daher einen neuen „Patienten-fragebogen zur orthopädischen Rehabilitation“, der neben den erforderlichen anamnestischen und soziodemografischen Fragen nahezu den vollständigen OpAA-Fragebogen zum Arbeits-platz integriert.
Klinik B (Psychosomatik, Kardiologie) arbeitet mit einer elektronischen Berufsanamnese, die durch Fragen und Themen aus dem OpAA-Fragebogen ergänzt und vervollständigt wurde und bereits in der veränderten Form zum Einsatz kommt. Die beteiligte Klinikgruppe berät über den Einsatz des durch den OpAA-Fragebogen modifizierten und ergänzten Web-Check-Ins für mehrere ihrer Einrichtungen.

Weitere Reha-Einrichtungen haben um Überlassung des OpAA-Fragebogens gebeten, um die hauseigene Arbeitsplatzanamnese zu ergänzen.

Zusammenfassung und Ausblick
Mit dem OpAA -Fragebogen zum Arbeitsplatz ist ein Instrument entstanden, das valide Pati-entenangaben zum Arbeitsplatz liefert und bereits vor Reha-Beginn in den Einrichtungen vorliegt. Die Überprüfung der Einsetzbarkeit im klinischen Alltag ist noch nicht komplett abgeschlossen Es steht aber zu erwarten, dass nach der vorgenommenen diagnosespezifischen Präzisierung und der klinikbezogenen Individualisierung die Kliniken bessere Voraussetzungen haben werden, näher am Arbeitsplatz zu therapieren und ein E-Bericht zu erstellen, der - wo erforderlich - klare und operationalisierbare sozialmedizinische Empfehlungen für die Werks- und Betriebsärzte sowie die Reha-Fachberater bereitstellt. Damit können verbesserte Chancen auf Wiedereingliederung und Erhalt des Arbeitsplatzes nach einer medizinischen Rehabili-tationsmaßnahme erwartet werden. Darüber hinaus wurde eine Methode entwickelt, die es den Reha-Einrichtungen ermöglich, routinemäßig die Kontaktdaten des zuständigen Betriebsarztes zu erfassen, ein für Beschäftigte aus KMU bislang ungelöstes Problem.