Reha muss passen! Arbeitsplatzorientierte 0ptimierung der Kooperation zwischen Rehabilitationsklinik und Betrieb (KoRB2)

Förderung
Deutsche Rentenversicherung Westfalen

Projektteam
Jochen Heuer, Sarah Kedzia, Abrecht Horschke

Laufzeit
1. Januar 2010 bis 30. September 2012

Hintergrund und Zielsetzung
Ein Schlüsselfaktor zum Gelingen einer medizinischen Reha-Maßnahme ist die detaillierte Kenntnis des Arbeitsplatzes des Patienten. Dieses Wissen ist unverzichtbar, um die Therapie an den Anforderungen des Arbeitsplatzes auszurichten. Am Ende der Reha benötigen Be-triebsärzte und Reha-Fachberater einen Entlassungsbericht mit konkreten arbeitsplatzbezo-genen Inhalten und Empfehlungen, um diesen für die Wiedereingliederung bzw. für die Einlei-tung evtl. erforderlicher Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben nutzen zu können. Seit vie-len Jahren ist aber bekannt, dass es an dieser - für den Reha-Erfolg so zentralen - Schnittstel-le gravierende Umsetzungs- und Kommunikationsprobleme gibt. Dies trifft im Besonderen auf das Umfeld der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zu. Ziel der Studie war es, diese Schnittstellenproblematiken zu beseitigen bzw. zu verkleinern, um auf diesem Wege dem Rehabilitanden bessere Chancen auf den Erhalt seines Arbeitsplatzes zu eröffnen, den Be-trieben die knapper werdende Ressource Arbeitskraft zu sichern und die Rentenversicherung von Kosten zu entlasten.

Methoden
Mit einem neuen systematischen Ansatz analysierte die KoRB2-Studie die Probleme an der Schnittstelle, um nach Lösungen zu suchen und zu implementieren. lm Fokus stand dabei die Nutzung von Expertenwissen und Betroffenenerfahrungen aller an der Schnittstelle agieren-den Personengruppen. Erstmals explorierten Vertreter von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und den Berufsgenossenschaften, Reha-Kliniker, Betriebsärzte, Klinik-Sozialarbeiter und Reha- Fachberater gemeinsam in Fokusrunden Hindernisse und Unzulänglichkeiten der Kooperation Reha-Klinik ↔ Betriebe/Betriebsarzt und entwickelten Vorschläge für ein effizienteres und effektiveres Zusammenspiel der beteiligten Akteure.

Ergebnisse
Die den Kliniken vorliegenden Informationen über den Arbeitsplatz sind oft nicht ausreichend. Wünschenswert wären Arbeitsplatzbeschreibungen der zuständigen Betriebsärzte. Bekannt ist aber, dass die Betriebsärzte KMU in der Regel alle zwei bis drei Jahre besuchen. Um eine Arbeitsplatzbeschreibung erstellen zu können, müssten sie daher die Arbeitsplätze, die ihnen nicht hinreichend bekannt sind, eigens besuchen. Arbeitsplatzbeschreibungen durch die Be-triebsärzte können daher nur in Ausnahmefällen erstellt werden. Um dennoch mehr und prä-zisere Informationen für die Reha-Kliniken verfügbar zu machen, wurde ein Patienten-Fragebogen zum Arbeitsplatz entwickelt, der sehr kleinteilig und präzise Gegebenheiten und Belastungen am Arbeitsplatz abfragt und so ein umfassendes und quasi objektives Bild des Arbeitsplatzes zeichnen kann. Zweck eines zweiten Teils des Fragebogens war es, psychi-sche Belastungen oder psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz aufzudecken.
Bei unklaren beruflichen Konstellationen wird seitens der Reha-Kliniken weiterhin der Kontakt zum zuständigen Betriebsarzt gesucht werden. Diesen im Falle von KMU jedoch ausfindig zu machen, ist mitunter mit außerordentlich viel Aufwand verbunden. Es ist also wünschenswert, dass Name und Kontaktdaten des zuständigen Betriebsarztes bei Reha-Antritt bereits routi-nemäßig vorliegen. Dazu wurde in den Expertenrunden ein einfaches und praktikables Ver-fahren entwickelt und in der Klinik Bad Wurzach getestet. Als Ergebnis liegen nun in deutlich mehr Fällen die Namen der Betriebsärzte auch für KMU vor. Die Reha-Entlassungsberichte werden häufig von den Arbeitsmedizinern kritisiert. Da die Aussagen des Entlassungsberich-tes zum Arbeitsplatz nur so gut sein können, wie es die in den Kliniken vorliegende Arbeits-platzbeschreibung zulässt, wurde die oben vorgestellte Arbeitsplatzbeschreibung so gestaltet, dass sie als entsprechende Unterstützung für den E-Bericht dienen kann und detaillierte An-gaben zur Leistungsfähigkeit im konkreten Arbeitsumfeld ermöglicht.

Zusammenfassung und Umsetzungsempfehlung
Es wird erwartet, dass die beschriebenen Maßnahmen

  • Einsatz einer detaillierten Arbeitsplatzbeschreibung für das Aufnahmegespräch und das Verfassen des Entlassungsberichtes
  • Routinemäßiges Erfassen von Kontaktdaten des zuständigen Betriebsarztes

zu stärker arbeitsplatzorientierten Rehabilitationen, zu ggf. früheren Anbahnungen von Leis-tungen zur beruflichen Reha, zu mehr Wiedereingliederungen und zu weniger oder zumindest zeitlich verschobenen Erwerbsminderungsrenten führen werden. Somit können Arbeitgeber, Versicherte und Rentenversicherungsträger gleichermaßen profitieren.