Projekt SOLEB: Die Leistungsbeurteilung in der medizinischen Rehabilitation - Entwicklung einer Handlungshilfe für die Praxis Förderung (in Kooperation mit dem IfR Münster)
Förderung
Verein zur Förderung der Rehabilitationsforschung Norderney e.V.
Projektteam
Deutsche Rentenversicherung Westfalen, IfR Münster:
Bettina Hesse, Albrecht Horschke, Sebastian Hermes, Monika Schaidhammer-Placke
IfR Bad Rothenfelde: Susanne Dibbelt, Bernhard Greitemann
Laufzeit
01.10.2015 bis 30.09.2017
Kurzbeschreibung
Ziel des Projekts SOLEB ist es, eine indikationsübergreifende Handlungshilfe (Leitfaden) für den Prozess der sozialmedizinischen Leistungsbeurteilung in Reha-Einrichtungen bereitzustellen. Darin sollen Anforderungen an die Festlegung des Leistungsbildes erfasst und präzisiert und Lösungsansätze und Beispiele guter Praxis aus den Kliniken vorgestellt werden.
Projektbeschreibung
Das Ergebnis der sozialmedizinischen Leistungsbeurteilung in der medizinischen Rehabilitation ist ein wesentlicher Einflussfaktor für die erwerbsbezogene Zukunft des Rehabilitanden. Sie kann Grundlage einer betrieblichen Wiedereingliederung, für Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben, für einen Erwerbsminderungsrentenantrag oder auch Gegenstand von Sozialgerichtsverfahren sein.
Abhängig von der späteren Verwendung der Leistungsbeurteilung ergeben sich unterschiedliche Anforderungen an die Darstellung des Leistungsbildes und des Begründungshintergrundes. Während zum Beispiel für den Betriebsarzt wichtig ist, was ein Rehabilitand noch leisten kann, ist für den sozialmedizinischen Dienst der Rentenversicherung ebenso wichtig, was ein Rehabilitand aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht mehr leisten kann.
Die sozialmedizinische Beurteilung der Leistungsfähigkeit ist ein wesentlicher Bestandteil des Ergebnisberichts der von der Deutschen Rentenversicherung getragenen medizinischen Rehabilitation. Sie kann weitreichende Folgen für die erwerbsbezogene Zukunft des Rehabilitanden haben und ist mit hohen Anforderungen an das Reha-Team verbunden, dazu gehören vor allem:
1. die Bestimmung der Leistungsfähigkeit selbst (Assessment und Prognose)
2. die Reflektion der daraus resultierenden persönlichen und sozialen Konsequenzen für den Rehabilitanden
3. die darauf aufbauende Ableitung und Beschreibung des positiven und negativen Leistungsbildes unter Berücksichtigung verschiedener Rezipientengruppen (u. a. Betriebsärzte, sozialmedizinische Dienste)
4. die Einbeziehung des Rehabilitanden in diesen Prozess und die Vermittlung der Einschätzung an ihn, insbesondere wenn die Einschätzungen von Rehabilitand und Klinik diskrepant sind
Für diesen hochkomplexen Prozess gibt es bislang, insbesondere auch für neue Mitarbeiter in Reha-Einrichtungen, kein systematisches Training. Die Einweisung in das Themenfeld erfolgt in den Kliniken selbst. Die Basisliteratur ist auf die Kriterien der Leistungsbeurteilung ausgerichtet und gibt kaum Hinweise zum Beurteilungsprozess und zur Integration der Leistungsbeurteilung in den Rehabilitationsprozess. Forschungsaktivitäten in diesem Themenfeld sind bislang gering. Radoschewski et al. (2013) weisen aufgrund einer aktuellen Untersuchung darauf hin, dass es relevant ist, auf Seiten der Rehabilitanden das Verständnis für die Konzepte der Leistungsbeurteilung und sfür ozialmedizinische Termini zu fördern, und dass Klinikmitarbeiter durch Schulungen zum Bewertungsprozess und zur Gesprächsführung sowie durch Supervision unterstützt werden können.
Ziel des vorliegenden Projektes ist es, eine indikationsübergreifende Handlungshilfe (Leitfaden) für die sozialmedizinische Leistungsbeurteilung in der Reha-Klinik bereitzustellen. In dieser Handlungshilfe werden zentrale Herausforderungen der Leistungsbeurteilung beschrieben und Lösungsansätze sowie Beispiele guter Praxis vorgestellt.
Folgende Entwicklungsschritte sind vorgesehen: (1) Im ersten Schritt werden die Herausforderungen und Anforderungen an die Leistungsbeurteilung, aufbauend auf dem aktuellen Kenntnisstand, erfasst und präzisiert. (2) Im zweiten Schritt werden Lösungsansätze erarbeitet und Beispiele guter Praxis gesammelt. (3) Diese werden im dritten Schritt hinsichtlich ihrer Eignung bewertet und (4) im letzten Schritt für die Handlungshilfe editiert. Für das Projekt wird auf Methoden der qualitativen Forschung zurückgegriffen. Zum Einsatz kommen leitfadenorientierte Interviews, schriftliche Befragungen, Auswertungen von Beschwerdeschreiben, Fokusgruppen und Konsensusverfahren. Einbezogen werden Reha-Kliniken und deren Mitarbeiter, Sozialmediziner der Rentenversicherung und des MDK, Juristen der Rentenversicherung und Sozialrichter.
Literatur
Radoschewski F.M., Höhne S., Michel A. (2013). Die Leistungsbeurteilung aus Sicht der Rehabilitanden und der Ärzte. Bericht SOLER – Studie zur sozialmedizinischen Leistungsbeurteilung von Rehabilitanden mit ungünstiger subjektiver Prognose in der Arzt-Patienten-Interaktion. Charité – Universitätsmedizin Berlin/Campus Mitte, Versorgungssystemforschung und Grundlagen der Qualitätssicherung in der Rehabilitation.
Weitere Informationen
SOLEB - Ein Projekt zur Sozialmedizinischen Leistungsbeurteilung in der medizinischen Rehabilitation pdf-Flyer zum Download